Herzblut pur, in hoher Dosis „Zeigen was man liebt“ von Frank Göhre, Borwin Richter und Torsten Stegmann. Erstaunlich, was es einmal an Lässigkeit und Leidenschaft im deutschen Kino gegeben hat. Es gibt auch subtilere Möglichkeiten, wie man einer Frau zeigen kann, dass man sie liebt. Allerdings sind diese dann Interpretationssache der Frau. Wie man einem Mädchen zeigt, dass man sie liebt. Wenn Du ein Mädchen liebst, ist es wichtig, ihr das mitzuteilen. Du kannst einem Mädchen zeigen. Aus$derReihe:$WerkstattderLebensfreudemitIngePatsch$ 5.Oktober2015,HausderBegegnung,Innsbruck$ $ Zuwissen,wasgutist,istnichtgutgenug$. Trailer zu Zeigen was man liebt. Deren Geschichte erzählt Zeigen was man liebt in Filmausschnitten und Interviews mit damals Beteiligten wie auch mit. Es ist ein eher unbekanntes Kapitel des deutschen Films, das in dem enorm kurzweiligen Dokumentarfilm „Zeigen was man liebt“ aufgeblättert wird. Sozusagen standesgemäß ist er ganz ohne Förderung oder Fernsehbeteiligung entstanden, einfach, weil die Macher Lust auf ihn hatten und die Zeit reif war. Ein Film, der nicht nur gute Laune, sondern auch Lust auf das Sprengen von allerlei inneren Ketten macht. Der junge deutsche Film war einmal wunderbar wild und lässig, er bestand nicht nur aus den „“ mit Kluge, Reitz und Schlöndorff. Die sahen Film als eine „allgemeine Intelligenzform“ (Kluge) und „wissenschaftliche Arbeit“ (Reitz), er sollte „soziale Wirklichkeit spiegeln“ (Peter Schamoni) und musste „ernst und sachverständig“ (Schlöndorff) gehandhabt werden. Weit cooler im Lebensgefühl, sozusagen die „Spielergeneration“, war die sogenannte Neue Münchner Gruppe (1962 – 1973). Rudolf Thome, Klaus Lemke, May Spils, Werner Enke, Max Zihlmann und andere gehörten dazu. Sie waren ein lockerer Haufen und trafen sich in Schwabinger Kneipen und Cafés, etwa im Eiscafé Capri auf der Leopoldstraße, vor allem aber im „Kleinen Bungalow“ neben dem Kino „Türkendolch“ (wo dann eine halbe Generation später auch R.W. Fassbinder und Wim Wenders hinten an den beiden Flippern ihre Tilt-Künste trainierten). Lemke, Zihlmann, Enke, Thome und die anderen waren von den Filmen der französischen „Nouvelle Vague“ begeistert – „diesen Franzosenfilmen halt“, wie Martin Müller das einmal im Film nennt – und von Howard Hawks, John Ford und Samuel Fuller. Davon geprägt, drehten sie ihre ersten Filme. Ihr Star, etliche Jahre bevor es Uschi Obermeier gab, war Iris Berben. Der Filmkritiker Uwe Nettelbeck hatte die damals noch nicht ganz Achtzehnjährige mit von Hamburg nach München gebracht, und es ist ein Nettelbeck-Zitat, das dem äußerst unterhaltsamen Dokumentarfilm den Titel gibt. „Zeigen was man liebt“, das war das Programm der Münchner Gruppe. Man ging zusammen ins Kino, spielte Szenen auf den Schwabinger Straßen nach, etwa aus Howard Hawks Großwildjägerfilm „Hatari“, begeisterte sich – und machte einfach. Drehte selbst. Riskierte und verbrannte Erspartes und Erbschaften. Aber es machte Spaß. So viel, dass Iris Berben heute noch dazu steht, und dass man ihr den Stolz und die Freude anmerkt, damals dabei gewesen zu sein. Sie ist die Erzählerin dieser Zeitreise, zurück in eine Welt, in der die Alten sich vor den Gammlern entsetzten, die geprägt war von Aufbruch und Revolte, aber auch von „ make love not war“ und einer gelebten „Leichtigkeit des Seins“. Es ist, wie Iris Berben es formuliert, „ein Brocken Filmgeschichte, die Energie erlebbarer Filme, an denen man sich noch heute orientieren kann“. „So leicht hat sich keiner den deutschen Film vorgestellt“ Ergänzend und nie langweilig geben, Martin Müller, Rudolf Thome (in älteren Interviews; er ließ sich nicht vor die Kamera locken), der Drehbuchautor Max Zihlmann, dessen Schwarm die französische Filmschauspielerin Alexandra Stewart war, May Spils und Werner Enke über sich und ihr damaliges Schaffen, ihre Haltung zum Film und Filme Auskunft, kommentiert von Olaf Möller und Dominik Graf. Der sagt: „So leicht hat sich keiner den deutschen Film vorgestellt“, und lästert gehörig über die heutige Feigheit von Fernsehredakteuren und Gremien. Dominik Graf, der ja seine eigenen Wege geht zwischen Fernsehen und Kino, merkt auch an, wie schnell es gehen kann, vom Fordern zum Verwirklichen und dann sogleich zum Verteidigen zu kommen. Ruheanker und kompetenter Interviewpartner, lässig zurückgelehnt und um prägnante Formulierungen nicht verlegen, ist Olaf Möller, der derzeit wohl kundigste Filmfachmann in Sachen Filme der frühen Bundesrepublik. Er hat gerade die große Retrospektive „Geliebt und verdrängt. Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1963“ kuratiert und ist Mitherausgeber des gleichnamigen Filmbuchs ( CulturMag-Besprechung ). Er macht darauf aufmerksam, nachdem man als Filmzuschauer davon schon einige Kostproben hatte, „wie toll es ist, Klaus Lemke zu sein. Überhaupt sollte jeder von uns Klaus Lemke sein. Das wäre viel besser.“.
0 Comments
Leave a Reply. |
AuthorWrite something about yourself. No need to be fancy, just an overview. Archives
March 2019
Categories |